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Die Kumari von Bhaktapur * TAG 7 in Kathmandu

mariavonblumencron

Jeden morgen um 04:15 werde ich vom Gong des thrangu monastery’s geweckt, der die rotgewandeten Mönche und Kindermönche zur Puja ruft.

Mit den sonoren, sehr erdig klingenden Stimmen der Mönche, die ihre alten Gebets-Texte rezitieren, starten die Tage hier immer schon lange vor Sonnenaufgang … 

Im mystischen Klang aller 'singenden' Klöster, der dieses Viertel durchwebt, finden sich auch auch die Pilger und Betenden schon sehr früh an der großen Stupa von Boudhanat ein, um diese im Uhrzeigersinn zu umrunden. Schweigend, murmelnd, betend, singend.

Es ist ein ewiges Kreisen um das größte Heiligtum der Stadt, das nie stillzustehend scheint - wie die Gebetsmühlen, die von den Gläubigen in ewiger Schwingung gehalten werden.

Ganz Boudhanat gleicht einem wogenden Klang-Meer, das all die Menschen, die hier leben, arbeiten oder zu Gast sind, träg. Sie in innerer Schwingung hält.

Das ist der tiefere Sinn von Heiligen Orten:

Den Energie-Level aller Welten zu halten und heben …


An meinem letzten Tag in Kathmandu besuchen wir Bhaktapur, das ganz nahe an Kathmandu grenzt. Eine der drei Königs-Städte Nepals.

Gant Bhaktapur ist ein ‚offenes Museum’: Uralte Tempel auf weitläufigen Plätzen, Pagoden, Klöster, Denkmäler, Töpfereien, Kunstwerkstätte, Instrumenten-Läden. 

Reich an Holzschnitzereien und kunstvollen Verzierungen sind die uralten, zierlichen Häuser. Durch enge Gassen mit bunten Läden gelangen wir in idyllische Hinterhöfe. Überall auf unserem Wege finden sich heilige Schreine, an jeder Ecke werden den hinduistischen Göttern Blumen- und Rauchopfer dargebracht. Hier scheinen immer noch die alten Entitäten des Hinduismus und Buddhismus zu wohnen.


Als erstes steuern wir den Tempel der roten Tara an, in dem Karma mit Hilfe eines Priesters Kerzen für uns alle anzündet … während unsere Kinder und Jugendlichen die zu diesem heiligen Ort passenden Gebete rezitieren. Kraftvoll sind ihre Gesänge. Sie klingen weit über den Innenhof des Tempels hinaus … vielleicht sogar bis zu den Gemächern der Kumari.


Die Kumari ist eine lebende Kindergöttin. Sie gilt als Verkörperung der hinduistischen Göttin Taleju und wird verehrt wie eine kostbare Götterstatue - nur eben, dass dieser ‚Heiligenschrein‘ lebt. 

Der Kumari-Kult wirkt auf manche Westler vielleicht befremdend. Hier in Nepal ist er wichtiger Bestandteil einer alten Religionskultur. 

Etwa zwölf Kumaris gibt es im ganzen Land. Die fünfjährige Trishna Shakya ist die Kindergöttin von Kathmandu und Bhaktapur. Sie gilt als die machtvollste Kumari. 


Im Alter von 2- 4 Jahren kann ein Mädchen zur Kumari erwählt werden. 33 Kriterien muss sie hierfür erfüllen. Astrologie spielt eine große Rolle und natürlich auch Anmut und Schönheit. 

Eine Kumari lebt völlig zurück gezogen von der Welt. Sie wird in ihren Gemächern gehalten wie in einem Konkon. Denn mit jeder kleinsten Verletzung, die eine Blutung zur Folge hätte, würde eine Kumari wieder zu einem normalen Kind. 

Die Zeit eines Mädchens als Kumari endet mit ihrer ersten Regelblutung. 

Die Aufgabe einer Kumar ist es, Menschen zu segnen. Bei Prozessionen wird sie in einer Säfte getragen. Denn eine Kumari darf keine Straße mit ihren Füßen betreten. 

Einmal im Jahr küsst Nepals Premierminister die unbefleckten Füße der Kumari. 

     

Als wir den Tempel der Roten Tara verlassen, der unmittelbar an die Gemächer der Kumari grenzt, deuten einige unserer Kinder zu einem mit feinsten Holzschnitzereien vergitterten Fensser: ‚Die Kumari!‘ flüstern sie ehrfurchtsvoll: ‚Die Kumari beobachtet uns aus ihrem Fenster!‘ 


Tatsächlich: Ein kleines Mädchen, mit großen, von schwarzem Kajal umrundeten Augen schaut zu uns herab. Ohne jede Regung im Blick. 

Eine Kumari lächelt nicht. Sie weint auch nicht. Sie zeigt keinerlei Gefühlsregungen. 

Sie repräsentiert eine Göttin. Sie schaut in die Welt mit neutralem Blick. Jenseits aller Wertungen. Alles erfassend. Ales umfassend. Mit allem verbunden.


Ich bin berührt und beeindruckt von der Ewigkeit in den Augen des Mädchens. 

Ich wage es nicht, mein Handy zu zücken und die Kumari zu photographieren. 

Denn es ist kein Mädchen, das uns hier aufmerksam beobachtet. in dieser Welt von Bhaktapur ist es eine Gottheit, dir zu uns herabschaut.


Auf dem Heimweg ins Hostel sind wir alle still und ergriffen. Es ist selten, dass sich die Kumari auf diese Weise zeigt. Was für ein Glück. Was für ein Segen.

Dies war mein letzter Tag in Kathmandu. Mit unseren Kindern.

Vor der große Stupa von Boudhanat zünden die Gläubigen ihre Butterlampen an. Inseln flackernden Lichts. Mögen sich all unsere Gebete erfüllen.

Morgen geht es wieder nach Hause … 




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